Eine Reise nach Kuba; ein Abenteuer, vor der Coronazeit.
Es kommt zwar nicht so oft vor, dass wir über fremde Länder und Reisen berichten, wenn die Chance jedoch mal da ist, dann nutzen wir diese auch. Seit Trump das Embargo erhoben hat, ist eine Reise nach Kuba wieder etwas attraktiver geworden, denn wer weiß, wie die junge Regierung sich noch entwickeln wird. Wird die Einreise in Zukunft für uns noch möglich sein? Wer demnächst nach Kuba reisen will, findet hier ein Paar interessante Facts und Eindrücke.
Wer nach Kuba reist sollte gewappnet sein.
Es ist keine Reise für Anfänger und auch keine Reise für Menschen mit dünnem Fell. Man sollte sich in diesem sozialistischen Land auf Dinge einstellen, die in Deutschland ziemlich anders laufen.
Unsere Reise beginnt in Cayo Coco.
Das Archipel im mittleren Norden Kuba’s ist das Reiseziel der Kanadier schlechthin. Hauptsächlich findet man hier Hotelanlagen mit All-Inclusive-Paket. Genau das brauchen wir nach einer Anreisezeit von geplanten 16 Stunden, die dann doch zu 36 Stunden wurden, inkl. einer halben Nacht in Toronto. In der Anlage Melia Cayo Coco sind die Kubaner alle mehr als nett, aufmerksam und hilfsbereit. Der richtige Start, um zu entspannen. Zigarren, Cuba Libre und endlose Strände unterstützen das Urlaubsfeeling, das Hotelessen lässt jedoch stark zu wünschen übrig.
Nach nur einer Nacht, geplant waren eigentlich zwei, treibt es uns mit einem Taxi Collectivo, dass wir uns mit Bernd aus Köln teilen, in den Süden. Eine Fahrt von knapp vier Stunden bringt uns nach Trinidad. Ein kulinarischer Tipp von einem lieben Freund zielt uns zur Casa Jörg. Jörg ist seit 24 Jahren auf Cuba und betreibt, wie viele andere Kubaner auch, eine Casa particular. Auf seinem Grundstück kann er 18 Gäste beherbergen. Die Zimmer sind recht spartanisch, der Pool ist sauber und zur Verpflegung gehört eine Halbpension. Am ersten Abend kredenzt uns Jörg Barrakuda an einer Mango Sauce vom eigenen Baum. LECKER!
Am Abend darauf gibt es endlich den ersten Lobster! Bei der Reise nach Kuba wird uns bewusst; die Languste ist hier heimisch und somit erschwinglich, also her damit! KÖSTLICH!
Trinidad ist 5 CUC mit dem Taxi von der Casa entfernt. Eine kleine verschlafene Stadt mit viel Musik. Am Abend stehen wir nicht weit der Kirche an einem Platz, wo Bands ihr Können zeigen und die Leute Salsa tanzen. Ein CUC ist ungefähr ein Dollar. Wer aber am Flughafen oder im Hotel seine Euros umtauscht der wird einen Kurs von ca. 1:1 bekommen auf sein mitgebrachtes Geld. Es ist zu empfehlen eine Kreditkarte zu benutzen. Diese Währung wurde eingeführt damit ein Tourismus überhaupt in einem sozialistischen System funktionieren kann. Die Einheimischen haben für sich die Währung CUP.
Da das Internet auf Kuba noch nicht wirklich lange besteht, ist es auch wirklich abenteuerlich dieses zu erlangen. Es gibt zwar viele Locations und Bars mit WiFi, um dieses jedoch zu nutzen braucht man eine Internetkarte. Diese erhält man an manchen Hotel Rezeptionen oder beim lokalen Telefondienst. Eine Stunde im Netz kostet einen CUC. Wer öffentliche Plätze aufsucht, der wird zu Stoßzeiten mit einer Geschwindigkeit aus Zeiten des Modems beglückt. Das reicht gerade mal um Nachrichten bei What’s App zu empfangen. Wir entscheiden uns bei Cubacell eine SIM-Karte zu kaufen. Das Prozedere dauert ca. zwei Stunden, denn auf Kuba muss man leider fast überall warten. Für zehn CUC gibt es einen Gigabite. Die Karte selbst schlägt noch mal mit 40,- CUC zu Buche! Der Empfang ist sehr gut, wenn man nicht gerade auf der Autobahn ist.
Unsere nächste Destination ist Playa Larga.
Von Trinidad aus starten wir noch einen Ausflug zum Naturpark El Nicho. Naturparks können wir bei einer Reise nach Kuba sehr empfehlen. Die Flora und Fauna außerhalb unserer Breitengrade ist bewundernswert. Unser Host fährt die fast 300km und macht mit uns die Führung für ca. 120,- CUC. Nach dem Ausflug erreichen wir den kleinen Ort, wo viele Einheimische Zimmer vermieten. Es gibt einen Strand im Ort und wenn wir im März gereist wären, hätten wir die sogar Krabbenwanderung mitbekommen. Via Airbnb buchen wir für ca. 30 CUC ein Zimmerchen mit Frühstück bei einer sehr netten Familie. Am Abend in den Hängematten werden Getränke serviert für kleines Geld.
Am nächsten Morgen kommt das Taxi Collectivo, das unser Host bestellt hat, um nach Havanna zu kommen.
Die Hauptstadt ist so touristisch, dass der Sozialismus zum Kapitalismus wird.
Leider wird man an jeder Ecke angesprochen und das sogar ziemlich penetrant. Havanna ist voller alter Autos, die wir natürlich auch nutzen wollen. Unser Fahrer spricht nur Spanisch, ist aber unglaublich gut drauf und bekommt für eine Stunde in dem Wagen aus den fünfziger Jahren 50 CUC. Da meine geliebte Freundin und ich noch ziemlich im deutschen Zeitmodus stecken, ist ein morgendlicher Spaziergang ohne Touristenfänger angebracht. Die Stadt ist sehr verfallen und wunderschön. Man sieht, dass die Regierung jung und noch sehr viel zu regeln ist. Ein Guide erzählt uns, dass er nur einen Obolus zahlen muss für seine Wohnung, aber ein Lehrer verdient im Monat gerade mal 40 CUC. Das reicht, um auf dem Bauernmarkt ein paar frische Lebensmittel zu kaufen, für alles andere müssen dann Wertmarken vom Staat herhalten.
Der Tourismus ist zwar eine Chance für Kuba, aber macht dieses Land auch ziemlich uncharmant.
Auf den Dächern der Hotels sind Pools und Bars zu finden. Das ist genau der richtige Ausgleich zu dem, was in den Straßen Havanna’s passiert. Wer zum Buena Vista Social Club will, der darf nicht zu spät hin gehen. Um 23.00 Uhr ist Schicht im Schacht. Ebenso für die meisten Rooftop Bars. Wer BiciTaxi oder CocoTaxi fährt bekommt die Fahrt meist zum halben Preis nach einer hartnäckigen Verhandlung!
Nach drei Nächten sind wir froh die Reise nach Viñales fortzuführen.
Die Strecke ist müßig, da die Straßenverhältnisse nicht sonderlich gut sind. Viñales ist ein touristischer Ort, an dem man viele Ausflüge machen kann. Am ersten Tag schauen wir uns genau das an, was so ziemlich jeder Tourist macht, der in Viñales nächtigt. Das Highlight ist eine Bootstour durch die Tropfsteinhöhle, Cueva del Indio.
Am zweiten Tag machen wir einen Ausflug zum verlassenen Strand. Der Spaß am Fahren mit dem Oldtimer endet hier leider. Die Straßen sind so schlecht, dass wir für 60km ca. zwei Stunden brauchen. Die Strände auf Kuba sind wunderschön, toller Sand, Langusten vom Grill, Mojitos für 2 CUC und jeder will an der Liege und dem Schirm verdienen.
Viñales selbst bietet noch Ausritte mit dem Pferd, was zu empfehlen ist, Klettern, nette Bars und Restaurants und vor allem Tabakfelder. Einen solchen Ausflug lassen wir uns nicht entgehen und reiten zu einem Tabakbauern der 90% seines Tabakertrages an den Staat abgeben muss.
Die restlichen zehn Prozent verkauft er an Touristen wie mich. Vorab lässt er mich eine Zigarre, die sich deutlich abhebt von Cochiba, Monte Christo und Co., probieren. Er nutzt keine Chemikalien, keine Zusatzstoffe und rollt mit seiner gesamten Familie die Zigarren für den Verkauf.
Unsere nächste Destination ist Varadero.
Die Strände sind traumhaft, das Wasser kristallklar und natürlich will jeder an allem verdienen. Unsere Casa ist nicht weit weg vom Strand, es ist jedoch leichtsinnig sich der Sonne so nah am Äquator auszusetzen. Daher suchen wir ein Hotel auf, um einen Tagespass zu kaufen. Da in einigen Regionen auf Kuba die Arbeitsmoral etwas hinkt und wir unsere Pässe nicht dabei haben, machen wir einen heimlichen Deal mit dem Security und zahlen 6 CUC für die Liegen anstatt 35 CUC für den Tagespass. Wir sollen nur nicht durch die Lobby raus gehen. So unbeugsam einige Kubaner sind, so entspannt sind auch andere.
Es ist ratsam der spanischen Sprache mächtig zu sein. Zwar kann man alles erreichen mit englisch, bisschen spanisch und Gesichtsausdrücken, aber einige Missverständnisse kommen mit der spanischen Sprache erst gar nicht auf. Unser Host Gladis, eine herzliche ältere Dame, versteht nur spanisch. Und so passiert es dass sie uns für die nächste Reise nach Cayo Guillermo ein Privat Taxi bestellt das an einen Ort gehen soll der ca 300km näher dran ist als der wo wir hin müssen. Das manifestiert die Stimmung am Morgen und treibt den Preis der Fahrt in andere Sphären. Wer vorab plant sollte Wege und Fahrzeiten gut bedenken.
Die Fahrt mit dem privaten Taxifahrer führt durch kleine Städtchen, in denen keine Touristen sind und das Wechselgeld in CUP ausgezahlt wird. Die Währung der Kubaner.
Nach ca. 10 Stunden erreichen wir unser letztes Hotel auf Cayo Guillermo, im gleichen Archipel in dem wir gestartet sind. Nach zwei Nächten erwartet uns das Flugzeug nach Toronto, der Umstieg nach Zürich und der letzte nach Hamburg.
Ein Fazit zu einem Land zu geben ist sehr subjektiv, daher hier ein paar Tipps: Nehmt Kugelschreiber und Feuerzeuge mit, denn diese zu verschenken wird euch ein riesiges Lächeln zurückgeben. Plant nicht zu viel im Voraus, sondern checkt auch mal vor Ort die Situation ab. Eine Unterkunft werdet ihr finden oder ein Nachbar kennt jemanden, der eine Casa für euch hat. Erwartet nicht viel vom Essen. Die Früchte sind nicht immer der Hammer. Wer Strand haben will, ist mit einer Reise nach Kuba gut aufgehoben. Wer Zigarren rauchen will auch. Es war ein wahres Abenteuer, wunderschön bis unglaublich müßig.
Danke Kuba für diese Eindrücke und diese Reise.